Seegras – ein bedrohter Lebensraum

An der deutschen Nord- und Ostsee wächst Seegras im Meer. Es handelt sich hier um verschiedene grasähnliche Samenpflanzen, die Wurzeln ausbilden und sich dadurch von Seetang, also am Untergrund festgewachsenen Algen, unterscheiden.

Seegras wächst in der Regel in sogenannten Seegraswiesen in unseren zwei deutschen Meeren. Während in der Ostsee das Gras stetig unterhalb der Wasserlinie zu finden ist (Tiefen bis zu 8-10 Meter sind durchaus möglich), unterliegt es in der Nordsee dem stetigen Wechsel von Wattenmeer und Flut. Tatsächlich ist der Begriff Seegraswiese auch sehr passend, nur das anstelle von Insekten hier Fische durch das Grün schwimmen und Schutz suchen, da die Wellenbewegung gebremst wird. Dank der Wellenbewegung sieht bewegt sich das Seegras dann auch, wie sich eine Wiese im Wind wogt.

In Deutschland wird vor allem zwischen dem großen und kleinen Seegras unterschieden. Anhand der Breite und Farbe der Blätter werden diese beiden Seegrasarten unterschieden. Großes Seegras ist eher hellgrün und hat ca. 3 mm breite Blätter. Das kleine Seegras ist hingegen dunkelgrün und die Blätter sind nur 1 mm breit. Beide Arten blühen im Sommer, ab Juli. Im September, während der Samenreife, sind sie am kräftigsten.

Leider gehört Seegras  zu den stark bedrohten Lebensräumen, nicht nur im Wattenmeer und der Ostsee. Vielerlei Gefahren, wie Deiche, Überdüngung und die Fischernetze, stören das Wachstum der Pflanze. In Folge werden komplette Lebensräume zerstört, denn Seegras dient Zugvögeln (Ringelgänsen, etc.) als Futter und Fische finden an den Pflanzen kleine Algen zum Fressen.

Seegras ist ein einjähriges Gras. An unseren deutschen Küsten wird, nicht zuletzt durch Sturm und Wellengang, reichlich Seegras an den Stränden angespült. Rund 200.000 Tonnen Seegras sollen es alleine in Schleswig-Holstein sein (1). Aus touristischer Sicht ist das Seegras allerdings nicht erwünscht. Die Strände sehen unsauber aus, viele Menschen wagen sich nicht einmal barfuß über das Gras, um ins Wasser zu kommen.

Diese Mengen können jedoch, wenn erst einmal von anderen Pflanzen und Unrat gereinigt, für vielerlei Dinge nützlich sein. Heutzutage werden hauptsächlich Körbe geflochten, Dekomaterialien, Tabletts, Schalen und Taschen hergestellt. Selbst Sitzbänke / Truhen werden daraus hergestellt. Für Allergiker ist sicherlich interessant, dass man aus Seegras Kissen und sogar ganze Matratzen herstellen kann, die absolut allergikerfreundlich sind (1).

Eine weitere große Verwendung ist das Baumaterial, wobei die Verwendung als Dämmmaterial und für Dächer viele Jahrhunderte zurückreicht. So wurden z.B. in Dänemark und Schottland Seegräser als Strohdächer verwendet (2).

Auch als Dünger eignet sich Seegras und vermischt sich leicht mit Erde. Regenwürmer lieben es.

In Europa hingegen wurde und wird das Seegras zur Dämmung von Gebäuden verwendet. Heute noch kann man z.B.  das Seegras als Baustoff erwerben ((https://www.seegrashandel.de).

 

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Video-Link: https://youtu.be/v6XRRwpIerc

 

Seegras ist ein ideales Dämmmaterial. Es ist sehr leicht, zudem feuerfest und bildet in einer Wand eingebracht eine natürliche Dämmung. Faulen tut es, im Gegensatz zu anderen organischen Stoffen, nicht.

FAQ – häufige Fragen und Antworten

Seegras – stinkt das nicht?

Seegras selbst stinkt nicht. Lediglich wenn sich totes Tier (Fische, Krebse, eventuell sogar eine verendete Möwe im Seegras finden) riecht es übel. Gereinigt und z.B. als Dämmmaterial verwendet, ist Seegras praktisch geruchlos.

 

Quellen:

(1) https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die_nordstory/Heu-Ernte-am-Strandufer,sendung905514.html

(2) http://www.archipedianewengland.org/eelgrass-insulation/